1. November - Internationaler Tag gegen Faschismus und Antisemitismus

Jedes Jahr erinnern wir am 9. November an die Pogrome im Jahr 1938, die von den nationalsozialistischen Machthabern inszeniert wurden, um zu testen, wie weit sie gehen konnten. Dass es wenig Protest gab, ermutigte sie, die systematischeVerfolgung der bereits entrechteten jüdischen Bevölkerung einzuleiten. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass sich der Nationalsozialismus nicht etablieren hätte können, wenn er nicht von einem Großteil der Bevölkerung geduldet,mitgetragen und sogar bejubelt worden wäre. Dieser Tag ist für uns nicht nur ein Anlass, der Opfer von vor 80 Jahren zu gedenken und zu beteuern, dass wir solche Zustände nie wieder haben wollen, sondern auch, um uns die Situation der Gegenwart vor Augen zu halten. Heute lässt man bewusst Menschen im Mittelmeer ertrinken, während die Retter von Menschenleben kriminalisiert werden. Flüchtlinge werden in Lager eingesperrt und so unmenschlichen Lebensbedingungen ausgesetzt, dass sogar Kinder versuchen, sich das Leben zu nehmen. Die österreichische Regierung ist auch noch stolz darauf, einer der Vorreiter dieser menschenverachtenden Politik zu sein. Auch wenn die Situation heute mit der von damals nicht vergleichbar sein mag, sollten uns die Erfahrungen aus der Vergangenheit eine Warnung sein. Denn, wie Stefan Zweig es formuliert hat, hat sich auch der Nationalsozialismus nicht von heute auf morgen, sondern vorsichtig und in kleinen Dosen durchgesetzt. Für die Mächtigen mag der Rassismus ein Werkzeug sein, um ihre neoliberale Politik und die Kürzungen von Sozialleistungen für die Schwächsten durchsetzen zu können. Es erklärt aber nicht, warum arbeitende Menschen bereit sind, sich derart beschwindeln und auseinanderdividieren zu lassen. Wir dürfen die Schuld nicht allein bei Neonazis und rechtspopulistischen Parteien suchen. Die tieferliegenden Ursachen wie angestaute Wut und Frustration, die Menschen für faschistische und rassistische Propaganda empfänglich machen, werden in einer Gesellschaftsstruktur, die auf unterschiedlichen Machtverhältnissen aufgebaut ist, nämlich täglich aufs Neue reproduziert. Nun stellt sich die Frage: Was jede und jeder von uns tun? Die Politik der Trennung und Spaltung zeigt uns, dass Freundschaft und Solidarität den Rechten nicht in ihr Konzept passen und von ihnen als Gefahr angesehen werden. Das weist in die Richtung, wo unser Widerstand ansetzen kann: Räume schaffen für Begegnung und solidarische Verbindungen aufbauen, wo immer wir die Möglichkeit dazu haben.

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